Die Euro-Normen für Fahrzeuge: Was ist das genau?

Publié le 8 Juli 2020.
Seit mehr als dreißig Jahren ermöglichen die geltenden Euro-Normen eine drastische Reduzierung der Schadstoffemissionen von Neufahrzeugen, sowohl bei Diesel- als auch Benzinmotoren. Dank verschiedener technologischer Innovationen konnten die Emissionen von Stickoxid, Feinstaub und Kohlenmonoxid deutlich reduziert werden. Was bedeuten die Euro-Normen und für wen sind sie gedacht?
Was sind die Ursprünge der Euro-Normen?
Die erste Euro-Norm wurde von der Europäischen Union bereits 1988 eingeführt. Diese Norm wurde ursprünglich für schwere Nutzfahrzeuge entwickelt, bevor sie auf leichte Fahrzeuge ausgeweitet wurde. Diese Norm wurde eingeführt, um die Schadstoffemissionen durch die Festlegung von Emissionsgrenzwerten für Neufahrzeuge zu begrenzen. Seit ihrer Einführung hat sich diese Euro-Norm weiterentwickelt, um die Schadstoffemissionen immer weiter zu reduzieren. Infolgedessen wurden den Hersteller immer mehr Pflichten auferlegt. Die Europäische Union verlangt von ihnen sauberere Fahrzeuge.
Was LKW anbetrifft, so müssen Neufahrzeuge heute die Euro-VI-Norm erfüllen, während die Hersteller von leichten Fahrzeugen der Euro-6d-TEMP-Norm unterliegen.
Welche verschiedenen Euro-Normen gibt es?
Die eingeführten Euro-Normen für schwere Nutzfahrzeuge und leichte Fahrzeuge sind nicht die gleichen.
Euro-Normen für schwere Nutzfahrzeuge
Die Euro-Norm hat sich seit ihrer Einführung 1988 für schwere Nutzfahrzeuge erheblich weiterentwickelt. Bis heute gibt es sechs Änderungen, sodass die Zahl der bestehenden Normen auf sieben gestiegen ist:
- Euro 0 (1. Oktober 1990)
- Euro I (1. Oktober 1993)
- Euro II (1. Oktober 1996)
- Euro III (1. Oktober 2001)
- Euro IV (1. Oktober 2006)
- Euro V (1. Oktober 2009)
- Euro VI (31. Dezember 2013)
Euro-Normen für leichte Fahrzeuge
Die ersten Euro-Normen für leichte Fahrzeuge erschienen erst im Jahr 1993 und haben sich seitdem wie folgt weiterentwickelt:
- Euro 1 (1. Januar 1993)
- Euro 2 (gültig ab 1. Juli 1996)
- Euro 3 (1. Januar 2001)
- Euro 4 (1. Januar 2006)
- Euro 5 (1. Januar 2011)
- Euro 6b (1. September 2015)
- Euro 6c (1. September 2018)
- Euro 6d-TEMP (1. September 2019)
- Euro 6d (Einführung ab 1. Januar 2021)
> Lesen Sie auch: CO2-Emissionsnormen für PKW und Nutzfahrzeuge: Das sollten Sie wissen
Auf welche Schadstoffe zielen die Euro-Normen ab?
Es gibt 4 Schadstoffe, die durch die Euro-Norm reguliert werden und bei denen es sich um gesundheitsschädliche Gase handelt: Stickoxide (NOx), Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC) und Feinstaub.
Jede neue Euro-Norm geht mit strengeren Anforderungen an den Schadstoffausstoß einher. Dies hatte unter anderem die allgemeine Verwendung von Partikelfiltern zur Folge, die zu einer sehr deutlichen Reduzierung der Partikelemissionen von Dieselfahrzeugen führte; oder auch die allgemeine Verwendung des SCR-Systems mit AdBlue® zur Reduzierung der Stickoxidemissionen (NOx).
Wie werden die Fahrzeuge getestet?
Im September 2017 wurde in Europa ein neues Protokoll für die Typgenehmigung von leichten Fahrzeugen eingeführt, das WLTP. Diese neue Norm für die Typgenehmigung „WLTP“ (Worldwide harmonised Light Vehicle Test Procedure) ist der Nachfolger des NEDC-Prüfverfahrens (New European Driving Cycle), das seit 1992 in Kraft war. Insbesondere soll das WLTP-Protokoll eine bessere Übereinstimmung zwischen den Schadstoffemissionen während der Tests für die Fahrzeuggenehmigung und den tatsächlich im Alltag auftretenden Emissionen gewährleisten. Dieser Genehmigungszyklus sieht vor:
- Eine Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit im Vergleich zu den alten Genehmigungstests nach NEDC-Protokoll.
- Kürzere Haltezeiten zur Simulation des städtischen Verkehrs.
- Eine Messung von Stickoxiden und Feinpartikeln unter realen Fahrbedingungen. Hierbei handelt es sich um den RDE-Test für Real Driving Emissions (reale Fahremissionen), der unter realen Bedingungen im Straßenverkehr mit Hilfe eines im Fahrzeug installierten portablen Emissionsmesssystems (Portable Emission Measuring System, PEMS) durchgeführt wird.
- Nach diesen Tests erhalten Neufahrzeuge die Typgenehmigung, wenn sie die Kriterien der geltenden Euro-Norm, derzeit Euro 6d-TEMP, erfüllen.
Welche Technologien können zur Reduzierung von Schadstoffemissionen eingesetzt werden?
Die aufeinanderfolgende Einführung der verschiedenen Euro-Normen hat die Hersteller gezwungen, Lösungen für Motoren zu finden, die weniger Kraftstoff verbrauchen und die Umwelt weniger belasten.
Einführung der Katalysatoren
Schon seit den 1990er Jahren werden Katalysatoren eingesetzt, um den Schadstoffausstoß von Benzinfahrzeugen, d. h. von Kohlenmonoxid (CO), unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) und Stickoxiden (NOx), zu reduzieren. Bei Dieselfahrzeugen konnten Katalysatoren zwar die CO- und HC-Emissionen verringern, aber nicht die NOx-Emissionen. Grund hierfür ist die Art der Verbrennung bei Dieselmotoren.
Partikelfilter
Der Partikelfilter (Filtre à particules, FAP) ist ein wesentlicher Bestandteil des Systems zur Emissionsverringerung moderner Motoren und soll dank seiner Wabenstruktur die bei der Verbrennung in Verbrennungsmotoren emittierten Partikel auffangen, um die Abgasemissionen zu begrenzen. Mit der Einführung der Euro-5-Norm im Jahr 2011 wurde der FAP bei Neufahrzeugen mit Dieselmotoren systematisch eingeführt. Im Jahr 2018 wird der FAP mit der Euro-6c-Norm für Neufahrzeuge mit Benzinmotoren zur Regel. Mit diesem Gerät ist es demnach gelungen, die Feinstaubemissionen in der Luft drastisch zu reduzieren.
Systeme zur Nachbehandlung von Stickoxiden
Leichte Dieselfahrzeuge, die ab dem 1. Januar 2015 zugelassen werden und der Euro 6b-Norm unterliegen, sind mit einem der beiden folgenden Systeme zur Reduzierung von NOx ausgestattet:
- Das SCR (Selektive Catalytic Reduction) gewährleistet die Reduzierung von NOx durch eine Reaktion mit Ammoniak, der dem Fahrzeug in Form von Harnstoff zugeführt wird. Bei diesem Harnstoff handelt es sich um AdBlue®
- Eine NOx-Falle, bei der ein NOx-Abscheidungssystem mit einem Drei-Wege-Katalysator kombiniert wird, der für die Behandlung von NOx, HC und CO geeignet ist
Seit der Einführung der Euro 6d-Temp-Norm sind alle neuen PKW und leichten Nutzfahrzeuge mit Dieselmotor mit einem SCR-System mit AdBlue® ausgestattet.
Diese technologische Entwicklung macht es möglich, fast alle NOx-Emissionen zu reduzieren.
Wussten Sie schon? AdBlue® ist eine wässrige Lösung, die aus entmineralisiertem Wasser (67,5 %) und reinem Harnstoff (32,5 %) besteht.
Inwieweit betreffen die Euro-Normen die Fahrer?
Die Fahrer sind von der Einführung der Euro-Normen betroffen. Je nach der Norm ihres Fahrzeugs und den geltenden örtlichen Vorschriften können die Fahrer im Falle von Spitzenbelastungen bei ihren Fahrten eingeschränkt werden. Die an Ihrem Fahrzeug anzubringende Umweltplakette hängt ebenfalls von der Euro-Norm Ihres Fahrzeugs ab.
Beachten Sie, dass auch Sie Ihre Umweltbelastung beim Autofahren begrenzen können. Verhalten und Fahrweise können für den Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffemissionen eine Rolle spielen. Den Fahrern wird daher empfohlen:
- kraftstoffsparend zu fahren: ruhige Fahrweise bei einer angemessenen Motordrehzahl
- ihr Fahrzeug regelmäßig zu warten